30.10.2020

Neues Ausbildungskonzept in der militärischen Flugsicherung

Die Ausbildung zum Fluglotsen (m/w/d) in der militärischen Flugsicherung wurde im Bereich des Schülerlizenzerwerbs in den letzten Jahren mehrfach geändert und unterlag etlichen Optimierungsversuchen. Da war es nur naheliegend, auch die praktische Ausbildung einmal näher unter die Lupe zu nehmen und das bisherige Konzept zu überarbeiten. Die Lösung soll nun eine sog. „Pre-OJT“-Phase sein, welche den Lotsenanwärterinnen und -anwärtern den Schritt zwischen der Ausbildung in Kaufbeuren und der Platzerlaubnis erleichtern und somit auch beschleunigen soll.

Die Vorteile, welche man sich von dem neuen Ausbildungskonzept verspricht, sind u. a. eine kürzere Ausbildungsdauer, eine Reduzierung der hohen Ablösequoten sowie ein erhöhter Anteil von Flugbetrieb im Simulatorumfeld, um eine Qualitätssteigerung und somit eine höhere Erfolgsquote erreichen zu können. Der erste Schritt ist eine neu konzeptionierte Theoriephase, in der die Ausbilder am Flugplatz den Anwärtern, nach erfolgreicher Absolvierung der Schülerlizenz, die lokalen Verfahren und Besonderheiten vortragen und beibringen. Diese Phase dient der Unterstützung des Selbststudiums und endet in einem Theorietest. Ziel ist die bestmögliche Vorbereitung für die anschließende Simulationsphase.

Nun geht es zusammen mit einem Pool von Ausbildern des eigenen Standorts zurück zur Kaufbeuren Air Traffic Management GmbH, um das theoretische Wissen praktisch umzusetzen. Hierbei werden die Auszubildenden sowohl in der Towersimulation als auch mit Übungen am Radarsimulator langsam an die platzspezifischen Besonderheiten und das „reale“ Verkehrsgeschehen herangeführt. Man verspricht sich u. a. eine steil ansteigende Lernkurve, eine Verfestigung von standardisierten örtlichen Arbeitsabläufen und ein frühzeitiges Erkennen von Stärken und Schwächen, bevor es wieder zurück an den Heimatstandort und zur tatsächlichen „Liveausbildung“ gehen wird.

Wie in jedem Projekt gibt es natürlich auch Nachteile und nach wie vor Optimierungsbedarf, da das neue Ausbildungskonzept mit hohem Personalaufwand sowie deutlich höherer Belastung für das Personal selbst verbunden ist. Der durch den Großsimulator unterstützte Ausbildungsbetrieb bedeutet in der Regel mehrwöchige Abwesenheiten des Personals verbunden mit Engpasssituationen am Heimatstandort. Auch gelingt danach der Umstieg auf das Live-Geschehen mit den realen Luftfahrzeugbesatzungen nicht immer – einer der hauptsächlichen Ablösegründe in der Vergangenheit! Ein weiterer Faktor sind die langen Wartezeiten für den Simulator, denn nicht alle Flugplätze können gleichzeitig in Kaufbeuren ihren Nachwuchs ausbilden, was einen Ausbildungsstau zur Folge haben wird.

„Auch ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt.“ Und so gilt es, dem neuen Ausbildungskonzept eine reelle Chance seitens aller Beteiligten zu geben. Es wird weiteren Optimierungsbedarf geben, dennoch ist eines gewiss: Diese Neukonzeptionierung wird an der Eingangsqualität der Auszubildenden nichts ändern.
Es können nicht alle Fähigkeiten antrainiert und nachgeschult werden, welche für die tägliche Arbeit benötigt werden. Fluglotsen können in kritischen Situationen mehr Flexibilität und Restkapazitäten vorweisen. Personen, welche Probleme in der dynamischen Entscheidungsfindung oder bei der Stressresistenz haben, sind für diese Verwendung ungeeignet. Diese grundlegenden Fähigkeiten gilt es bereits im Auswahlverfahren zu testen und einzustufen, um geeignete Bewerber in die Ausbildung einzuschleusen. Dies würde die Effektivität der Ausbildung deutlich erhöhen und die Durchfallquoten reduzieren.

Eine Erfüllung von Ausbildungsquoten auf Biegen und Brechen kann nicht zielführend sein und trägt nicht zur Einhaltung der Standards im Rahmen Flugsicherheit bei.Die Auswahl von häufig (gerade noch) bedingt geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für diese verantwortungsvolle Hochwertausbildung und das gänzliche Ignorieren von Empfehlungen der sog. „Ablösekommissionen“ durch die Kommandobehörden (was in der fliegerischen Ausbildung so nicht vorkommt!) tragen in hohem Maße zu einem Vertrauensverlust bei.

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